Unser Gutshaus - Bauprojekt 2019 - Teil 1


Von 2012 bis 2019 befand sich unsere Gemeinde mit dem Ortsteil Hummelshain im Dorfsanierungsprogramm. In dieser Zeit konnten die Gemeinde, aber auch private Bauherren unter Zuhilfenahme von Landeszuschüssen, diverse Projekte an Haus und Hof umsetzen. Auf der Wunschliste, welche in zahlreichen Gemeinderats- und Bürgerversammlungen festgelegt und geplant wurde, standen für die Gemeinde die Sanierung des Teehauses,die Neueindeckung des Daches der Gutshausscheune, die Erstellung des Parkplatzes hinter dem Teehaus zusammen mit einer kompletten Sanierung des gesamten Bereiches rund um die Bushaltestelle sowie als vierte Maßnahme, die Sanierung der Fassade des Gutshauses.  Letzteres wurde im Jahre 2018 geplant und nun im vergangenen Jahr umgesetzt.
Sofern man den eingravierten Zahlen im Dachgebälk des Gutshauses Glauben schenken mag, wurden zumindest Teile dieses Gebäudes im Jahre 1738 erbaut. Und so bewegt wie diese doch schon recht lange Geschichte des Hauses zu vermuten sein wird, so bewegt war auch die Fassadensanierung im letzten Jahr.
Aber fangen wir von vorne an. Schon die Vorgängerbürgermeister haben sich lange Zeit um das Gutshaus den Kopf zerbrochen. Wie soll man mit diesem denkmalgeschützten Objekt umgehen. Platz bietet es jede Menge. Eine große Scheune samt Gutsgarten gehört auch zum Objekt. Für eine Vermietung, zumindest teilweise war es bis zum Schluss immer vermietet, müsste es umfassend saniert werden. In den 90ziger Jahren wurde zumindest das Dach und eine einzelne Wohnung modernisiert. Aber beide Maßnahmen sind nach heutigem Kenntnisstand überholt. Das heißt, es müsste insgesamt von vorn angefangen werden, was viel Zeit, Kraft und vor allem Geld kosten würde.
Als weitere Alternative steht natürlich auch im Raum, das ganze Objekt einfach zu verkaufen. Dann würde man sich zumindest als Gemeinde der schweren Bürde entledigen. Auch hier gab es schon langjährige Bemühungen hin zu einem Verkauf des Objektes, welche zumindest zum damaligen Zeitpunkt, um die Jahrtausendwende, nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben. Auch hat sich in den letzten Jahren viel weiterentwickelt. Der Bauhof der Gemeinde sowie das Tanta-Irma-Museum sind in der Gutsscheue eingezogen. Bei einem Verkauf hieße dies, man müsste entweder für beides einen neuen Platz innerhalb der Gemeinde finden oder es stünden Mietkosten an. Also ist auch die Idee des Verkaufes aus heutiger Sicht ein nicht unproblematischer Gedanke.
Ein dritter, wenn auch sehr fraglicher Gedanke wäre gewesen, da ein Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes nicht in Frage kommt, es einfach unberührt zu lassen, um den Zahn der Zeit daran nagen zu lassen. Das „Problem“ sich sozusagen selbst zu überlassen. Über die Auswirkungen die zum Beispiel ein herabgefallener morscher Dachkasten hätte anrichten können, der vor drei Jahren zum Glück nur die Mülltonnen einer Bewohnerin unbrauchbar gemacht hat, will man sich gar nicht ausdenken. Das zeigt für diesen Weg, dass allein die Kosten für diverse Sicherungsmaßnahmen, die mit der Zeit aufgelaufen wären, diesen Gedanken schnell wieder vergessen lassen. Über versicherungs- und haftungstechnische Fragen noch gar nicht nachgedacht.


All diese Gedanken schwirrten nun dem Bürgermeister sowie den Gemeinderäten in den Anfangsplanungen der Dorfentwicklungsmaßnahme vor ein paar Jahren durch den Kopf und man entschied sich schlussendlich, nach langen Überlegungen den Weg der schrittweisen Sanierung des Objektes anzugehen. Vor zwei Jahren gab es dann schlussendlich den Startschuss und die konkrete Planungsphase konnte beginnen. Die ersten Begutachtungen des Gebäudes standen an. Der vorzufindende Stand löste sehr konträre Gefühle aus. Bei einer Begehung der unteren Denkmalschutzbehörde schlugen deren Herzen höher, da der bauliche, teilweise Originalzustand bis in die heutige Zeit überdauert hat. Aber auf der anderen Seite wurde dadurch ersichtlich, dass sehr viel zu tun ist.
Die meisten Sachverhalte lassen sich aber bei einer einfachen Sichtprüfung in einem solchen Bauwerk nicht wirklich erkennen. Vielmehr liegen die meisten Dinge im Verborgenen. Hinter Wänden und Putz versteckt. Daher wurden zum Beispiel für die Einschätzung des Fachwerks, im Inneren zahlreiche Stellen bis auf das Gebälk geöffnet und über einen längeren Zeitraum beobachtet um auch eventuell vorhandenen Insektenbefall nachweisen zu können. Auch war es bei einem solchen Bauvorhaben ohne Frage klar, dass wenn man großflächig an die Grundsubstanz eines Gebäudes herantreten muss, ein


Bewohnen nicht möglich ist. Da aber das Gebäude zumindest noch in einer Wohnung bewohnt war, musste auch hier eine Lösung gefunden werden. Zahlreiche und langfristig offerierte Versuche hierfür, über auch wesentlich bessere Ersatzwohnungen, verliefen leider alle im Sande und wurden abgelehnt. Somit musste schlussendlich diese Frage auf dem gerichtlichen Weg beantwortet werden. Die Presse berichtete darüber. Eine weitere Frage, die für die Baumaßname geklärt werden musste und welche für die Allgemeinheit nicht ohne Folgen sein sollte, war eine notwendige Straßensperrung. Da das Gutshaus sehr nah an der Kahlaer Straße steht, musste während der Standzeit des Gerüstes aufgrund rechtlicher Bestimmungen, diese voll gesperrt werden. Denn sicher wäre rein praktisch noch genug Platz um mit dem Auto vorbei zu kommen, manche haben dies mehr oder weniger erfolgreich versucht, aber rein rechtlich ist eine Mindestbreite für den öffentlichen Verkehr vorzuhalten. Mit dieser Sperrung kam dann aber ein weiteres Problem auf. Die Bushaltestelle konnte vom öffentlichen Nahverkehr nicht mehr angefahren werden. Somit musste weiterhin auch die Bushaltestelle für den Zeitraum der Baumaßnahme umverlegt werden. Die Regelungen für den Busverkehr führten dann auf der Suche nach einem geeigneten Platz in das Wohngebiet am Würzbach wo eine, wenn auch sehr spartanische Ersatzhalterstelle eingerichtet werden konnte.
Nun sind die meisten Fragestellungen im Vorfeld unserer Baumaßnahem der Fassadensanierung des Gutshauses gemeistert. Wie sich die konkreten arbeiten am und rund um das Objekt gestalteten, das lesen sie in der nächsten Ausgabe unseres Amtsblattes.

Stephan Tiesler